Neue ukrainische Kirchengemeinde in St. Pölten gegründet
In St. Pölten gibt es eine neue ukrainische griechisch-katholische Gemeinde - das hat das Ostkirchenordinariat mitgeteilt. Der feierliche "Eröffnungsgottesdienst" fand bereits am 6. Jänner 2024 statt. Der Liturgie standen Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa und der für die Gemeinde zuständige Priester Ruslan Stetsyk vor.
Die Gemeinde feiert ihre Gottesdienste in der Kirche Maria Lourdes (Unterkirche) in St. Pölten. Die Gründung der neuen Gemeinde sei "mit dem Segen von Christoph Kardinal Schönborn, Ordinarius für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich, und im Einvernehmen mit dem Diözesanbischof der Diözese St. Pölten, Alois Schwarz", erfolgt, wie es in der Mitteilung des Ostkirchenordinariats heißt.
Die Gemeinde in St. Pölten sei noch recht klein, man habe aber bereits eine gemeinsame Wallfahrt nach Mariazell unternommen und erstmals gemeinsam Weihnachten gefeiert, hieß es. Die meisten Gemeindemitglieder kommen laut Ostkirchenordinariat aus den zentralen, östlichen und südlichen Teilen der Ukraine, Die Göttliche Liturgie wird jeden Sonntag um 10.30 Uhr gefeiert, anschließend gibt es verschiedene soziale und kirchliche Aktivitäten.
Der neue Seelsorger Ruslan Stetsyk gehört zur ukrainischen Diözese Sambir-Drohobytsch. Er kam mit seiner Familie im vergangenen August nach Österreich, um in den Gemeinden der Diözese St. Pölten pastorale Arbeit zu leisten. Neben der Seelsorgestelle in St. Pölten besucht er auch die umliegenden Ortschaften, in denen viele ukrainische Kriegsvertriebene leben, darunter Hainfeld, Unterdambach und Krems.
Die Ukrainische griechisch-katholische Kirche ist die mit Abstand größte byzantinische katholische Ostkirche in Österreich. Es gibt zudem auch Gemeinden der Rumänischen, Slowakischen und Melkitischn Griechisch-katholischen Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).
Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen. Sie alle sind im Ordinariat für die katholischen Ostkirchen zusammengefasst, das rund 20.000 Gläubige umfasst. Dem Ordinariat gehören derzeit rund 80 Priester an. Es gibt die Zentralpfarre St. Barbara in Wien und rund 35 Seelsorgestellen, verteilt auf ganz Österreich. Der jeweilige Erzbischof von Wien - also derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa.
Ukrainer in Niederösterreich
Am Ende des Zweiten Weltkriegs, als der westliche Teil der Ukraine von sowjetischen Truppen besetzt wurde, flohen viele Ukrainer in den Westen. Etwa 180.000 Menschen wurden in Österreich aufgenommen. Im Laufe der Zeit begannen sie, Kirchengemeinden zu gründen, von denen einige heute noch aktiv sind. Allerdings gab es bisher noch keine ukrainische Kirchengemeinde in Niederösterreich, das bis 1955 sowjetische Besatzungszone war.
In seinem Bericht an den Vatikan vom 17. Februar 1947 schrieb Myron Hornykovych, Generalvikar für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich, dass alle Ukrainer aus Angst vor Repressionen versuchten, nach Oberösterreich in die amerikanische Zone zu ziehen.
Zum einen wiederhole sich nun leider die Geschichte, so Generalvikar Kolasa, weil Hunderttausende Ukrainer gezwungen wurden, "ihre Heimat zu verlassen, um einen sicheren Ort für ihre Kinder zu suchen". Viele Ukrainer seien auch in Niederösterreich angekommen. Nun sei es deshalb an der Zeit, auch hier eine Gemeinde zu gründen, so der Generalvikar.
Seit September 2023 hätten sich die Ukrainerinnen und Ukrainer mit Pater Ruslan Stetsyk zum Gebet in ihrer Muttersprache getroffen. Er sei der Diözese St. Pölten sehr dankbar für die Hilfe bei der Gründung der Gemeinde und die fortlaufende Unterstützung, so Kolasa.