Kirche und Brauchtum - Die Geschichte kirchlicher Feste und Bräuche
Brauchtum ist in einer Gesellschaft im Laufe der Geschichte immer einem Wandel unterworfen gewesen. Selbst wenn man zurückblickt, wie Feste in der eigenen Kindheit gefeiert und begangen wurden und wie es heute ist, wird man zwar viele Kontinuitäten entdecken, aber auch so manche Veränderung. Einige Bräuche verschwinden, manche entstehen neu oder werden aus anderen Gesellschaften übernommen. Es scheint Paradox: Gerade das Brauchtum ist schon per Definition ein Kind der Tradition und ein fast unumstößlicher Fels in der Brandung. Andererseits leben Bräuche auch von der langsamen und schleichenden Veränderung. Gerade dieser Wandel über Jahre und Jahrhunderte erhält das Brauchtum aber am Leben und schafft für neue Generationen eine Identifikationsmöglichkeit.
Auch das Christentum und die katholische Kirche waren einst ein solcher, verändernder Faktor, der Feste und Bräuche neu schuf und ältere überlagerte. Mit der voranschreitenden Verbreitung des Christentums im Mittelalter und der Etablierung eines christlichen Kalenders traten christliche Feste in den Vordergrund. Doch die Art und Weise wie diese Feste gefeiert wurden, war regional sehr verschieden und sie erhielten im Laufe der Zeit unterschiedlichste Ausprägungen. Ein Paradebeispiel ist hier sicherlich Weihnachten, das in seiner Form als Familienfest mit Christbaum und Geschenken auf das 18. Jhdt. zurückgeht. Zuvor war es, vor allem in den Städten und Märkten, üblich auf den Straßen oder in den Zünften zu feiern. Am Land war der rein kirchliche Charakter vorherrschend. Manchmal, wie beim Fasching, legt der christliche Kalender mit dem Aschermittwoch aber auch nur den Schlusspunkt eines Brauchtums fest.
Start in Sitzenberg-Reidling
Der Startschuss für diese Reihe an Veranstaltungen fand nun in Sitzenberg-Reidling statt. Im Haus der Generationen, das auch die öffentliche Bibliothek beheimatet, waren viele Interessierte auf Einladung von Gerlinde Falkensteiner und Brigitta Schnaubelt aus dem Ressort Erwachsenenbildung der Diözese St. Pölten zusammengekommen, um über das Brauchtum in der Kindheit und Jugendzeit zu erzählen.
Gerlinde Falkensteiner führte in den Abend im Haus der Generationen ein: „Geschichten aus dem Pfarrleben und Brauchtum sichtbar machen mit Veranstaltungen in den Bibliotheken und den Pfarrhöfen der Diözese St. Pölten, das war unser Anliegen. Das Brauchtum ist in einer Gesellschaft im Laufe der Geschichte immer einem Wandel unterworfen gewesen. Wenn man selbst auf die Feste in der eigenen Kindheit zurückblickt, so erblickt man manche Veränderungen. Einige Bräuche verschwinden und andere entstehen neu oder werden aus anderen Gesellschaften übernommen. Brauchtum ist ein Fels in der Brandung und schafft für neue Generationen eine Identifikationsmöglichkeit.“
„Damit wir Feste feiern können, müssen wir über das, was das Leben prägt, erzählen. Ich bin sehr dankbar, dass die Erinnerung wachgehalten wird. Denn, wenn wir nicht über das Leben miteinander reden, dann verlernen wir auch das miteinander leben. Danke, dass sie generationsübergreifend ins Gespräch kommen. Wenn Eltern ihren Kindern erklären, wenn es ein bestimmtes Fest gibt, welche Rituale und Zeichen man setzen kann. Der wertschätzende Umgang miteinander schafft eine innere Lebenskraft.“, so Bischof Alois Schwarz dankbar über die Weitergabe von Brauchtum und Traditionen an die kommenden Generationen.“ Und weiter machte er Mut: „Haben sie den Mut, der jungen Generation, den Kindern und Enkelkindern, über das Brauchtum zu erzählen und Rituale zu leben. Ihnen zu erzählen zum Beispiel, wie Adventkranzbinden geht oder wie man am Friedhof geht. Und dass es bestimmte Essen an bestimmten Festtagen gibt – man riecht den Jahreskreis in der Küche. Wie sie mit ihren Kindern Feste feiern, so werden auch ihre Kinder später einmal diese Feste feiern!“
Broschüre Kirche und Brauchtum
Weitere Veranstaltungen dieser Reihe sind geplant – nähere Infos teilt gerne Gerlinde Falkensteiner: 0676/8266 15 342 oder g.falkensteiner@dsp.at