Heilige und Bauernregeln - wie passt das zusammen?
Für eine gute Ernte von Hafer, Roggen, Weizen & Co ist es nicht egal, ob der bestellte Acker nach dem Anbau gänzlich austrocknete und die keimende Saat vernichtet wurde, ob zur Entwicklung des Kornes heftige Regengüsse niedergingen oder dies mit Sonnenschein einherging oder ob, sobald das Korn gereift war, zum Drusch die Tage heiß und trocken waren.
Noch vor etwa 50 Jahren lagerten die geschnittenen Korngarben zu "Bockerln" aufgestellt, zum Trocknen am Feld, ehe sie zum Dreschen in den Stadel gebracht wurden. Auch Hagel, Sturm und Gewitterregen spielten (und spielen auch noch heute) um eine gute Ernte eine große Rolle. Das gleiche galt und gilt natürlich auch für Wein, Obst, Gemüse, Rüben und sämtliche Futterflächen.
Das Wetter spielt im Anbau- und Erntegeschehen auch heute noch eine sehr wichtige Rolle, allerdings gibt es heutzutage schon genaue Wettervorhersagen, nach denen man sich in der Landwirtschaft gut richten kann.
In Zeiten, in denen die Wetterentwicklung noch nicht per Satelliten beobachtet werden konnte, und die Wetterlage nur auf Windrichtung, Wolkenbildung, abendlicher oder morgendlicher Himmelsfärbung, Umrandung des Mondes ("der Mond hat einen Hof") und Mondstand vermutet werden konnte, waren Bauernregeln eine enorm wichtige Unterstützung im bäuerlichen Leben. Und sehr oft wurde auch um göttliche Hilfe gebetet beziehungsweis wurden "zuständige" Heilige um Unterstützung gerufen und es wurde auf ihre Hilfe vertraut. Zum Auffinden von verlorenen Gegenständen wird auch heute noch der Heilige Antonius um Hilfe gerufen.
Bereits im Winter wurde das Wettergeschehen für das folgende Erntejahr erkundet und speziell am 25.Jänner auf Himmel und Temperaturanzeige geblickt: "Sankt Paulus kalt mit Sonnenschein, da wird das Jahr wohl fruchtbar sein." Oder: "Auf Lichtmess lass es Winter sein, kommt der Frühling bald herein", gab die Witterung am 2. Februar Auskunft über das Wettergeschehen zumindest der darauffolgenden Wochen.
Der 5. April (Heiliger Vinzenz) mit Sonnenschein ließ der Bauernregel zufolge auf ein Jahr mit viel und gutem Wein schließen. "So wie Martin es will, so zeigt sich dann der ganze April", ließ die Bäuerinnen und Bauern am 13. April planen, und man teilte sich die Arbeiten in Feld und Wald gewiss dahingehend ein. Und diese Bauernregel: "Ist es an Sankt Josephi (19. März) klar, folgt ein fruchtbares Jahr", ließ sicher immer große Hoffnungen auf Erfolg auf dem Feld und im Wald aufkommen.
An Bitttagen, in den Tagen vor dem Christi-Himmelfahrtstag, wurde, und wird auch noch heute, um den göttlichen Beistand gebeten und um ein gutes Erntejahr gebetet.
Religiöse Feiertage spielten und spielen stets eine zentrale Rolle im Leben der Menschen, insbesondere der Bauern
Neben den Bauernregeln gab und gibt es im Jahresablauf auch zahlreiche Bräuche, die gepflegt werden. Am Karsamstag im Rahmen der Auferstehungsmesse und am Ostersonntag werden Körbe mit Selchfleisch, gefärbte Eiern und Brot für den göttlichen Segen mit in die Kirche gebracht. In einem Korb mit einer - bestenfalls selbst mit rotem Garn gestickten - Weihedecke, auf der die Symbole Christusmonogramm, Ähren, Kreuze sowie Ranken und Blumen nicht fehlen dürfen, die für christlichen Beistand, für eine gute Ernte, zur Abwehr von Unheil und für Lebensfreude stehen. Mit den derart gesegneten Lebensmitteln wird zu den Osterfeiertagen das Ostermahl als Fortsetzung des kirchlichen Abendmahls daheim gefeiert.
Zu den weiteren Bitten um den Segen für Gesundheit, Wohlergehen, gutes Unterwegssein sind der Blasiussegen (rund um den 2. Februar, zum Schutz vor Halskrankheiten), die Kräutersegnung (15. August), die Autosegnungen (rund um den Christophorustag am 24. Juli) und die Segnung der Palmzweige zu zählen.
Ein gesegneter Palmzweig aus dem Palmbuschen, am Ostersonntag vor Sonnenaufgang auf den Acker gesteckt, soll schließlich Segen bringen und für eine gute Ernte sorgen. Genauso wie ein paar Palmkatzerl, vom Palmbuschen im Hergottswinkel abgenommen und im Ofen verbrannt, bei heftigem Gewitter und vor Blitzeinschlag schützen.