Einsamkeit hat im Sommer Hochsaison
Sorgen fahren nicht auf Urlaub. Das spürt die Telefonseelsorge Niederösterreich unter der Notrufnummer 142 aktuell stark. Im Sommer fühlen sich besonders viele Menschen einsam. Ama Lovenson, Leiterin der Telefonseelsorge Niederösterreich: „Für viele Anruferinnen und Anrufer ist der Sommer eine herausfordernde Zeit. Ihnen fehlen ihre gewohnten Ansprechpersonen, mit denen sie über ihre Sorgen und Probleme sprechen können. Therapeutinnen, Ärztinnen, Freunde und Familie machen Urlaub. Körperliche oder psychische Beeinträchtigungen werden schmerzlich bewusst, wenn man miterlebt, wie andere mit Leichtigkeit in den Urlaub fahren. Viele Anrufende können sich nur unzureichend vor der anhaltenden Hitze schützen, sie fühlen sich erschöpft und gereizt, sind schneller auch von Kleinigkeiten überfordert“.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind rund um die Uhr für alle Sorgen und Anliegen kostenfrei aus ganz Österreich erreichbar. Ein Anruf könne zwar das Problem der Einsamkeit nicht lösen, aber doch im Alltag Halt geben, so Lovenson weiter: „Es tut gut, sich mit Schwierigem nicht alleine gelassen zu fühlen. Man muss nicht erst warten, bis einem die Probleme bis über den Kopf wachsen, um anrufen zu dürfen – die Zähne zusammenzubeißen hilft nicht unbedingt gegen Einsamkeit. Bitte rufen Sie uns an, wenn Sie merken, dass es Ihnen guttun würde, mit jemandem zu sprechen! Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind extra dafür da, um Ihnen zuzuhören, Ihre Sorgen und Nöte mit Ihnen zu teilen und gemeinsam nach hilfreichen nächsten Schritten zu suchen. Bei der Telefonseelsorge spricht kein Computer mit Ihnen, sondern ein Mensch, der sich für Sie interessiert.“
Top-Themen: Einsamkeit, Krankheit und Beziehung
Rund 21500 Gespräche im Jahr führen die Niederösterreichischen Seelsorgerinnen und Seelsorger. Fast ein Drittel der Anrufenden leidet unter ihrer Einsamkeit (30%), bei mehr als jedem vierten Anrufenden geht es um das Thema psychische Erkrankung (27%) oder um den Umgang mit Beziehungsproblemen (15%). Weitere Themen sind körperliche Krankheiten, Lebenskrisen, Arbeitsplatz, Suizid und Sucht. Rund zwei Drittel der Anrufenden sind weiblich, ein Drittel männlich, der Großteil der Hilfesuchenden ist zwischen 40 und 70 Jahre alt. Die meisten Anrufe gehen zwischen 17:00 Uhr und 1:00 Uhr nachts ein. Neben der Notrufnummer 142 gibt es auch die Möglichkeit, sich anonym per Chat an die Telefonseelsorge zu wenden (https://chat.onlineberatung-telefonseelsorge.at). Dieses Angebot ist täglich von 16:00 bis 23:00 Uhr verfügbar und wird besonders von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter 40 genutzt. Das Seelsorge-Team ist auch per E-Mail erreichbar (https://chat.onlineberatung-telefonseelsorge.at/hc/de/requests/new). Die Telefonseelsorge Niederösterreich ist ein ökumenisches Seelsorgeangebot der Diözese St Pölten.
Neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht
Rund 110 Seelsorgerinnen und Seelsorger arbeiten ehrenamtlich in Niederösterreich, um am Telefon für ihre Mitmenschen da zu sein. Mehr als 800 sind es in ganz Österreich. Sie sind mit einer fundierten Ausbildung speziell für den Dienst am Notruf-Telefon ausgebildet. Die Telefonseelsorge sucht Verstärkung durch neue Ehrenamtliche, die offen für die Menschen und ihre Sorgen sind, ihnen zuhören und weiterhelfen wollen. Die Ausbildung startet im Jänner 2025 und dauert ein Jahr, Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2024. „Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen aus Verbundenheit mit ihren Mitmenschen am Telefon. Viele möchten durch ihren Dienst der Gesellschaft etwas zurückgeben. Wir freuen uns sehr über neue Menschen, die sich für dieses schöne und anspruchsvolle Ehrenamt interessieren“, lädt Lovenson alle Interessierten ein, sich für die Ausbildung zu bewerben. Weitere Informationen erhalten Sie per Mail: telefonseelsorge@dsp.at oder telefonisch: 02742/26 791