Katholischer Familienverband St. Pölten feiert 70-Jahr-Jubiläum
Zum Jubiläum wird Altbischof Klaus Küng am Freitag, 17. November, um 16 Uhr mit dem Verband einen Festgottesdienst in der St. Pöltner Franziskanerkirche feiern. Im Anschluss beginnt um 17 Uhr ein Festakt im Sommerrefektorium, bei dem die renommierte Psychotherapeutin, evangelische Theologin und Autorin Rotraud Perner zum Thema "Wie können wir Ehe und Familie retten?" referieren wird.
"Meilensteine" und Rückschläge
"Der diözesane Familienverband tritt unabhängig mit christlicher Orientierung und gemeinnützig für die materielle und ideelle Anerkennung der Familien und ihrer Leistungen ein und hat dabei etliche Erfolge hervorgebracht - etwa die Aktion Tagesmütter, die Initiative Oma-Dienst mit derzeit 380 Leihomas, das Familien-Stimmrecht bei Pfarrgemeinderatswahlen oder auch die Festschreibung des Schutzes des Sonntags in der Landesverfassung Niederösterreichs.", blickt Verbandsvorsitzender Pitzinger auf eine wechselhafte Entwicklung in den vergangenen sieben Jahrzehnten zurück.
Ein Jahr nach der Gründung am Leopolditag 1953 - damals unter russischer Besatzung - sei ein erster Ausgleich der Familienlasten eingeführt worden, anfangs nur an Arbeiter und Angestellte, erinnerte Pitzinger an die Anfänge. 1955 kam eine Geburtenbeihilfe, die Arbeitszeit-Reduktion auf 45 Stunden und ein neues Mutterschutzgesetz mit einem Jahr Karenzanspruch. Die Phase der Verbesserungen sei dann Anfang der 1990er-Jahre von einem Sparpaket jäh gestoppt worden: "Leistungen wurden abgeschafft und der Familienverband protestierte, nicht immer mit Erfolg", so der Verbandsvorsitzende. Besonders auf den Familienlastenausgleichs-Fonds habe es die Politik abgesehen gehabt.
Als "Meilensteine" aus jüngerer Zeit bezeichnete Pitzinger vor allem die Einführung eines Kinderbetreuungsgeldes für alle Mütter, die steuerliche Entlastung durch den Familienbonus sowie die Wertsicherung der Familienbeihilfe. Weiter im Fokus bleiben müsse jedoch die Wahlfreiheit für Familien. "Es muss einer Familie im Sinne des Subsidiaritätsprinzips überlassen bleiben, wie sie ihr Familien- und Arbeitsleben organisiert. Dafür haben der Staat und das Land die Rahmenbedingungen zu schaffen", so der Verbandsvorsitzende. So seien Tagesmütter noch nicht kostenlos, auch sollten flexible und familiennahe Dienste wie etwa Leihomas stärker gefördert werden. Auch zu der von 24 auf 22 Monate gekürzten Karenzzeit für ab 1. November 2023 geborene Kinder äußerte sich Pitzinger kritisch.
Als "weitere große Herausforderung" nannte der Verbandsvorsitzende den Lebensschutz: 50 Jahre nach der "Fristenregelung" seien die einst versprochenen flankierenden Maßnahmen großteils nicht umgesetzt, Bedenkzeiten vor Abtreibungen weiterhin nicht verpflichtend und bei möglicher schwerer geistiger oder körperlicher Schädigung des Kindes dessen Tötung bis zur Geburt möglich.
Er sehe seinen Verband als "einzige Vertretung der Familien", erklärte Pitzinger. Parteien, Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer würden alle bestimmte Ziele verfolgen, bei denen Familien und Kinder jedoch nicht im Zentrum ständen. Dass in Niederösterreich die gesetzlich eingerichtete Interessensvertretung für Familien 2018 aufgelöst wurde, bedauerte der Experte, sei doch die Mitsprache von Familien bei Gesetzesvorhaben nun nicht mehr gewährleistet.